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Ein Besuch bei Grafik Designer Ruben Doornweerd

Interview & Text: Daniel von Burkersroda, Fotos: Ann-Kristin Kühl

Es ist ein verregneter Mittwochmorgen im Mai, als wir den Designer Ruben Doornweerd in seinem Büro in De Pijp, im Süden Amsterdams besuchen. Das ehemalige Arbeiterviertel ist heute das hiesige Quartier Latin, welches mit seiner großen ethnischen Vielfalt zu den buntesten und beliebtesten Vierteln der Stadt zählt. Zahlreiche Studenten und Künstler haben sich hier niedergelassen und so darf es in De Pijp auch gerne mal grell und verrückt zugehen. So–oder so ähnlich–könnte auch das Design von Ruben Doornweerd beschrieben werden. Der Jung- designer schloss 2010 sein Grafikdesignstudium an der ArtEz in Arn- heim ab und sammelte anschließend erste Arbeitserfahrungen beim neuseeländischen Designbüro „The International Office“. Zurück in den Niederlanden, zog er nach Amsterdam, um sein eigenes Ein-Mann-Studio zu gründen. Spezialisiert auf Corporate Design, Buch- und Webgestaltung sowie Informationsdesign arbeitet Ruben Doornweerd heute überwiegend für Kunst- und Kultureinrichtungen.

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Ruben Doornweerd in seinem Studio in De Pijp

Hallo Ruben! Was hat dich nach deinem Studium in Arnheim nach Amsterdam gezogen?
Ihr müsst wissen, Amsterdam ist Hollands Design-Mekka. Nicht nur ich bin nach Amsterdam gegangen – mindestens ein Drittel meiner Kommilitonen wohnen und arbeiten mittlerweile hier. Es ist sehr einfach, sich in dieser Stadt ein Netzwerk aufzubauen – gerade für Berufseinsteiger ist das von enormem Vorteil. So bin ich auch schnell an meinen ersten Job geraten: Ein Redesign für den Restored im Haarlemmerdijk. Ich wusste, wenn ich den Job richtig gut mache, öffnet er mir die Tür in die Design-Branche. Und so war es dann zum Glück auch.

Dein Büro bzw. Schreibtisch steht in einem Co-Working-Space, den du dir mit vier weiteren Kreativen teilst. Arbeitet ihr viel an Projekten zusammen?
Eigentlich arbeite ich immer alleine. Allerdings zeige ich ihnen oder anderen befreundeten Designern regelmäßig meine Arbeiten, um mit ihnen darüber zu sprechen. Sie haben meist einen völlig anderen Blickwinkel auf das Projekt, und so bringen mich die Gespräche mit meinen Designer-Kollegen oft auf ganz neue Ideenansätze. Das ist auch der Grund, warum ich in Zukunft eigentlich nicht mehr alleine arbeiten möchte.

Da du immer etwas Neues kreieren willst und musst, spürst du da einen großen Druck außergewöhnliches Design zu produzieren?
Natürlich. Auf meinem täglichen Weg von meiner Wohnung zum Studio hängen überall Plakate, die jede Woche überplakatiert werden – fast wie eine Ausstellung. Dort sieht man dann die neuesten Designs, die aktuellsten Schriften und gegenwärtigen Trends. Es ist schon passiert, dass ich mitten im Designprozess eine geniale Idee hatte und ich dann genau diesen Einfall auf einem der Plakate im Stadtraum gesehen habe. Da durfte ich mir dann ein neues Konzept ausdenken – das war uncool.

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In Deutschland sind die Niederlande für ihre Designsprache bekannt und wird verehrt. Findest du, dass niederländisches Design im Vergleich zu anderen Ländern besonders ist?
Schwer zu sagen. Ich glaube, der größte Unterschied ist der, dass in den Niederlanden extrem viele Designer ansässig sind. Ich glaube nicht, dass wir unbedingt besseres Design entwickeln. Wir produzieren nur einfach viel mehr als andere Länder, so meine Vermutung.

Und wie sieht es mit Vorbildern aus: Hast du welche?
Eigentlich mag ich keine Vorbilder, denn sie stehen immer über dir. Als Student hatte ich jedoch viele Idole, deren Stil ich oft versucht habe zu kopieren. Aber ich habe schnell gemerkt, dass es mich nicht weiterbringt. Du musst versuchen, deine eigene Sprache zu finden. Sich inspirieren zu lassen, ist sicherlich richtig, aber man darf niemals kopieren.

Wir sind weiterhin auf der Suche nach ungewöhnlichen Adressen in Amsterdam. Hast du noch einen Tipp für uns?
Klar! Ihr solltet euch unbedingt das NDSM-Gelände ansehen. Die ehemalige Werft ist heute ein Zentrum für Kreative, das zahlreiche Start-Ups und Künstlerateliers beheimatet. Auf dem Gelände finden regelmäßig Ausstellungen und Kulturveranstaltungen statt. Dort sehe ich viel Potential für die Amsterdamer Designszene.

Vielen Dank für deine Zeit und das Gespräch.